Anwenden: In 6 Schritten zum optimalen Reinigungserfolg an einem Vergaser und vielen weiteren Beispielen.
In diesem Fall geht es um die Reinigung - nicht um die Revision. Die Vorgehensweise gilt grundsätzlich auch für andere Teile, je nach Vorgaben mit Abweichungen.
WICHTIG! Lesen Sie vor der Inbetriebnahme des Gerätes die Bedienungsanleitung sowie das Sicherheitsdatenblatt des Reinigungsmittels.
WARNUNG! Verwenden Sie auf keinen Fall brennbare oder explosive Medien!
WARNUNG! Säuren dürfen nur bedingt nach Rücksprache mit uns eingesetzt werden. Eine Alternative kann das Indirektreinigen sein.
Schritt 1 Vergaser soweit als möglich zerlegen.
Ob das Reinigungsgut zerlegt oder unzerlegt gereinigt werden kann, hängt von seiner Konstruktion ab. In unserem Beispiel ist der Vergaser als Ganzes ein Hohlkörper. Von der Funktion her muss vor allem das Innere (Kanäle und Düsen) gereinigt werden, das Äussere gerne aus optischen Gründen. Zerlegt bietet er eine bessere Zugänglichkeit für Flüssigkeit und Ultraschall. Zudem muss sichergestellt sein, dass alle Teile komplett entlüftet sind. Und nur in diesem Zustand lässt sich der gelöste Schmutz danach einwandfrei ab- bzw. die Kanäle durchspülen.
TIPP: Teile, die sehr stark verschmutzt sind, sollten vorgereinigt werden. Dicke Fettschichten absorbieren den Ultraschall und grosse Mengen Schmutz verkürzen die Badstandzeit unnötig.
Schritt 2 Ultraschallreiniger vorbereiten.
2.1. Wasser einfüllen.
WARNUNG! Der Betrieb ohne oder mit zuwenig Reinigungsflüssigkeit kann zu Schäden am Gerät führen!
Praktisch: Bei der Select-Linie bis Grösse 300 ist ein Schutz vor Trockengang vorhanden.
WICHTIG! Die Minimalhöhe beträgt zwei Drittel ab Wannenboden bzw. reicht bis zur Höhe des Niveauschalters, wo einer vorhanden ist. Bei der Maximalhöhe muss das Verdrängungsvolumen durch das Reinigungsgut mitberücksichtigt werden.
WARNUNG! Keine ungeschützten Körperteile von Mensch oder Tier in die Reinigungswanne tauchen! Einwirkungen von Ultraschall, Temperatur und/oder Chemie können Verletzungen hervorrufen!
2.2. Aufheizen der Flüssigkeit in der Regel auf 40 – 70°C.
Die Temperatur ergibt sich aus der Wärmeverträglichkeit des Reinigungsgutes, der Art der Verschmutzung (z.B. bei eiweisshaltigen Anteilen nicht über 40°C) sowie der Empfehlung des Reinigungsmittel-Herstellers. Bei unserem Vergaser reichen 50 - 55°C.
2.3. Reinigungschemie dazugeben und gut umrühren.
Die Konzentration variiert je nach Menge und Hartnäckigkeit der Verschmutzung. Unbedingt die Verträglichkeit mit dem Werkstoff des Reinigungsgutes sowie der Wanne beachten.
Die benötigte Zugabe des Reinigungsmittels berechnen (Messbecher bei flüssigen Zusätzen, Waage bei pulvrigen Zusätzen):
Mischungsverhältnis: Auf 10 Liter Wasser entspricht eine Zugabe von 2 Vol.-% (10 * 2 / 100) = 0.2 Liter flüssigem Reiniger. Beim pulvrigen Zusatz entspricht die Zugabe von 2 Gew.-% = 0.2 kg. Die Endmenge beträgt somit 10.2 Liter bzw. 10.2 kg.
HINWEIS: Für die Wahl der Reinigungschemie sind der Werkstoff des Reinigungsgutes und die Art der Verunreinigung entscheidend. Bei Baugruppen aus unterschiedliche Materialien muss auf den empfindlichsten Werkstoff geachtet werden. Manchmal sind Versuche mit unterschiedlichen Zusätzen nötig.
Bei unserem Vergaser (und auch anderen Motorenteilen) können folgende Reiniger - Cleaner T4, sanclean 110B und sanclean 120 - mit einer Konzentration zwischen 2 % bis 4 % zugegeben werden.
2.4. Entgasen.
Kurz warten, bis sich die Flüssigkeit nicht mehr stark bewegt. Ultraschall über die DEGAS-Funktion - noch ohne Ware im Bad - zuschalten (Zeit abhängig u.a. von Flüssigkeitsvolumen und -temperatur). Danach ist das Bad bereit zum Reinigen. Wird die entgaste Reinigungsflüssigkeit am nächsten Tag wieder benutzt, muss der Entgasungsvorgang nicht wiederholt werden.
Gut zu wissen: Entgasen
Vom Weg als Regentropfen bis in die Wanne nimmt Wasser ein gewisse Menge an gasförmigen Stoffen auf.
Gelöste Luft in der Flüssigkeit stört das Ausbreiten des Ultraschalls und behindert das Entstehen der gewünschten Dampfkavitation. Der Reinigungseffekt ist stark reduziert.
Bild 1: Ein Trinkglas mit frischem Wasser gefüllt.
Bild 2: Das Wasser erwärmt sich mit der Zeit. An der Wandung setzen sich Gasbläschen ab. Je wärmer das Wasser, umso mehr Gas wird frei.
Auch Ultraschallschwingungen setzen das gebundene Gas frei, d.h. sie entgasen die Flüssigkeit. Mit der speziellen DEGAS-Funktion steigen die Gasbläschen hoch und bleiben nicht an der Wannenwand haften.
Schritt 3 Warenkorb optimal beladen.
Durch das Stapeln entstehen Schallschatten oder gar schalltote Zonen. Das bedeutet geringere bis keine Reinigungswirkung.
Richtiges Vorgehen: einlagig in mehreren Etappen, statt überfüllt in nur einem Durchgang reinigen.
Legen Sie die Vergaserteile mit etwas Abstand nebeneinander in den Korb. Achten Sie darauf, dass die Teile möglichst nicht übereinander liegen. Die Ware kommt so am besten mit Flüssigkeit und Ultraschall in Kontakt. Mit dem neuen modularen Korb und mit Hilfe der Pins und Trennwände lassen sich die Teile einfach positionieren.
Alternativ können die Teile auch ins Bad gehängt werden.
Wichtig zu wissen: keine Teile auf den Wannenboden legen oder gar fallen lassen
Teile auf dem Wanneboden führen zu Reibschäden an Wanne und Ware und zu erhöhtem Kavitationsverschleiss des Wannenbodens.
Bild 1: Gelbe Zone = Position eines Ultraschallschwingers. Deutlich sind die hellen Kavitationsfahnen unter dem aufliegenden transparenten Objekt erkennbar. Die Ultraschallenergie wird auf der Abstrahlfläche "konzentriert und festgehalten". Die Ultraschallabstrahlung in die Flüssigkeit wird stark behindert oder gar unterbunden. Das bedeutet geringe bis keine Reinigungswirkung.
Bild 2: Hier sind bereits fortgeschrittene Beschädigungen am Wannenboden durch abgestellte Ware sichtbar.
Fallen schwerere Teile auf den Wannenboden, kann dies zu Schäden am Schwingersystem führen.
Schritt 4 Die Ultraschallreinigung kann beginnen.
Setzen Sie den Korb ins Bad. Die Teile müssen von der Flüssigkeit vollständig überdeckt sein. Rütteln Sie den Korb etwas, damit allfällig eingeschlossene Luft entweichen kann. Wo sich Luft befindet findet keine Reinigung statt.
Die Dauer hängt von der Reinigungsflüssigkeit (Wasser mit Chemiezusatz), der Temperatur sowie Art und Menge der Verschmutzung ab. Gerade bei Wartungsreinigungen wie hier beim Vergaser kann die Zeit erheblich variieren.
Schon wenige Sekunden nach dem Einschalten löst sich der Schmutz wolkenförmig von den Teilen ab. Unsere Ultraschallreiniger arbeiten kraftvoll und schnell.
Und
–
sie werden nie müde!😉TIPP: Bewegen Sie den Korb ab und zu, damit sich Teile mit kompliziertem Innenleben etwas anders positionieren und so auch allfällige weitere Luftblasen entweichen können. Bei grösseren Teilen ist eventuell auch ein manuelles Umpositionieren nötig.
Gut zu wissen: aus Ultraschall wird Wärme
Die eingetragene Ultraschallenergie erzeugt Kavitation und wandelt sich in Wärme um. Je nach
- Flüssigkeitsvolumen und Mediumart
- Ultraschallleistung und Einschaltdauer
- Abkühlung durch das eingetragene Reinigungsgut
- Abkühlung durch Pausen zwischen den Reinigungszyklen
- Wärmeverlust über die Wasseroberfläche und Wannenwände
entsteht eventuell ein Wärmeüberschuss, der vom Heizungsthermostat nicht überwacht wird. Das kann dazuführen, dass die Temperatur der Reinigungsflüssigkeit höher steigt als gewünscht. Bei tiefer Arbeitstemperatur kann dieser Effekt von Bedeutung sein. Unter Umständen muss das Medium gekühlt werden oder die Reinigung muss pausieren.
Praktisch für temperatursensible Teile / Prozesse: Bei der Select-Linie ist ein Grenzwert zwischen 40 - 60°C (Parameter 04) mit individuelle Abschaltfunktionen (Parameter 08) einstellbar.
Schritt 5 Teile ausreichend spülen.
Die weiteren Schritte nach der Reinigung sind entscheidend für das Endresultat! Nach dem Reinigen sofort spülen. Ohne Spülen bleibt ein flüssiger Film aus gelöstem Schmutz und Reinigungsmittel auf der Oberfläche zurück, der je nach Teiletemperatur schnell antrocknet.
HINWEIS: Der Schmutz löst sich nicht in Nichts auf. Er wird nur ins Reinigungsbad verlagert.
Wichtig zu wissen: Wasserflecken, Korrosionsgefahr, Entsorgung
Wasserflecken
Auch wenn das Wasser klar aus dem Hahn fliesst, enthält es nebst den bereits erwähnten gelösten Gasen auch gelöste Feststoffe wie Mineralien und Salze (z.B. Calcium, Magnesium, Natrium, Chlorid). Lässt man das Restspülwasser auf den Teilen einfach auftrocknen, hinterlässt es seine Inhaltsstoffe als weissliche Flecken.
Wenn ein rückstandsfreies Reinigungsergebnis erforderlich ist, muss das Wasser - bevor es antrocknet - entfernt werden oder man spült stattdessen mit chemisch möglichst reinem (d.h. destilliertem oder vollentsalztem) Wasser nach, wenn nötig mehrfach. Die Qualität des letzten Spülwassers richtet sich nach der Vorgabe der Sauberkeit.
Korrosionsgefahr
Entfettete und erst recht noch wassernasse Stahl- und Eisenteile sind korrosionsanfällig. Eventuell muss beim oder nach dem Spülen ein Korrosionsschutz aufgebracht werden. Ein temporärer Schutz kann schon im Reinigungszusatz enthalten sein.
Linkes Bild: Kugellager - ohne Korrosionsschutz im Spülbad behandelt, danach an der Luft trocknen lassen.
Rechtes Bild: Kugellager - mit Korrosionsschutz im Spülbad behandelt, danach an der Luft trocknen lassen.
Entsorgen von verbrauchten Reinigungslösungen
Verbrauchte Reinigungslösungen dürfen nicht bedenkenlos in den Abfluss gekippt werden! Beachten Sie bitte die Anweisungen (Sicherheitsdatenblatt) der Reinigungsmittel-Hersteller und die Vorschriften des Umweltschutzamtes.
Schritt 6 Teile sorgfältig trocknen.
Es gibt verschiedene Varianten den Wasserfilm zu entfernen. Um nur einige zu nennen: einfach an der Luft abtrocknen lassen (Eigenwärme bei massigen Teilen), Abtrocknen mit saugfähigem Material, Abblasen mit (ölfreier) Druckluft, Schleudern, mit Hilfe eines wasserverdrängenden Mediums (Dewatering) oder Warmluft.
Bei unserem Vergaser bevorzugen wir Druckluft als Trocknungsart. Wichtig ist das Durchblasen von jedem Kanal. So werden allfällige lose Restpartikel sowie Restflüssigeit entfernt.